Theaterstück zur Extremismus- und Gewaltprävention für Jugendliche ab 14 Jahren: „Jungfrau ohne Paradies“
Die Theaterwoche im Überblick:
- Kooperationsveranstaltung der Kleinen Offenen Tür St. Castor in Alsdorf, der Kleinen Offenen Tür St. Josef in Stolberg und dem D-Hof für Kinder und Jugendliche in Aachen
- Unterstützer waren das Bildungsbüro und das Kommunale Integrationszentrum der StädteRegion Aachen, die Stadt Aachen, die ökumenische Arbeitsgemeinschaft Offener Türen (AGOT) und das Bistum Aachen.
- Zeitraum: 12.– 15. September 2016
- Es gab acht Aufführungen, davon vier in Aachen (D-Hof für Kinder und Jugendliche) und je zwei in Alsdorf (KOT St. Castor) und Stolberg (KOT St. Josef)
- über 800 Jugendliche ab 14 Jahren sahen das Theaterstück
- Diese besuchten acht verschiedene Schulen: je zwei Förder-, Haupt- und Gesamtschulen, Gymnasium und VHS
- oder kamen in Gruppen von verschiedensten (Jugendhilfe-)Trägern und Einrichtungen: (K)OTs, stationäre Jugendhilfe, Jugendwerkstätten, Kinder- und Jugendpsychiatrie, In Via, etc.
- 50 Medienpakete wurden von den VeranstalterInnen an die verschiedenen Gruppen und Schulen als Begleitmaterial zum Stück zur Verfügung gestellt.
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Die Bewertung
Die Theaterwoche und jede einzelne Aufführung lässt sich als großer Erfolg bewerten. So gelang es durch eine jugendgerechte Sprache, laute Hip Hop Musik und durch die Interaktion der SchauspielerInnen mit dem Publikum auf sehr besondere Art und Weise, alle Jugendlichen anzusprechen und einzubinden. Jede Aufführung wurde wesentlich durch die Jugendlichen mitbestimmt, die immer wieder aufgefordert waren, sich zu positionieren und ihre Ideen einzubringen.
Das Ziel der Sensibilisierung lässt sich als absolut erreicht bewerten: sowohl was die Jugendlichen angeht als auch die Erwachsenen und PädagogInnen, die die Jugendlichen begleitet haben. Es gab wohl niemanden, den das Theaterstück nicht mitgerissen oder zumindest berührt hat. Vielen Erwachsenen wurde im Agieren der Jugendlichen beispielsweise erschreckend deutlich, wie bekannt diesen Hinrichtungsvideos sind, die mittels Facebook oder whatsapp verschickt werden. Für viele Jugendlichen war es beispielsweise wichtig zu erfahren, wie die Polizei bei einem Verdachtsmoment der Radikalisierung eines Gleichaltrigen vorgehen würde. Werte wie Respekt, Freundschaft, das Einstehen füreinander, Toleranz und einander Zuhören wurden immer wieder von den Jugendlichen als immens wichtig betont, wenn es um die Prävention von Extremismus geht.
Durch die Einbindung der Jugendlichen gab es für viele von ihnen große und sicherlich nachhaltige Erfolgserlebnisse, da die SchauspielerInnen Vorschläge und Interventionen der Jugendlichen im Stück selbst und auch in der anschließenden Reflexion sehr wert schätzten. So gab es beispielsweise tosenden Applaus für die Jugendlichen, die sich im Stück getraut hatten, sich dem radikalisierten Paul in den Weg zu stellen.
Jeder Gruppe wurden Begleitmaterialien via Homepage http://www.d-hof.de/theaterstueck-jungfrau-ohne-paradies sowie ein Medienpaket für die Vor- und Nachbereitung zur Verfügung gestellt um eine Nachhaltigkeit sicher zu stellen.
Fazit: Das Theaterstück “Jungfrau ohne Paradies” ist eine zeit- und jugendgemäße Angebotsform zur Gewalt- und Extremismusprävention. Es trägt dazu bei, die Verschiedenheit von Menschen Wert zu schätzen und rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Tendenzen entgegenzuwirken. Es eignet sich hervorragend, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen – ohne erhobenen moralischen Zeigefinger, dafür mit Spaß, Provokationen, vielen Fragen sowie Schauspielern, die es auf den Punkt bringen: „Ich brauche euch – alleine schaffe ich das nicht!“
Rückmeldungen:
Die Rückmeldungen der Schüler waren durchweg positiv. Das Stück wurde als interessant, spannend und lustig beschrieben. Es gab bisher keinen Schüler, dem das Stück nicht gefallen hat. Aus meiner Sicht war das Stück enorm wertvoll, weil es nicht nur ein aktuell brisantes Thema unserer Zeit (Radikalisierung im Allgemeinen, Islamismus) behandelt hat, sondern über die verschiedenen Charaktere Anknüpfungs- und Identifikationsmöglichkeiten für unsere Schüler geschaffen wurden. Es hat sowohl für mögliche Gründe einer Abwendung vom bisherigen Lebensmodell sensibilisiert, als auch Möglichkeiten aufgezeigt, Menschen mit Radikalisierungstendenzen über gelingende Beziehungsangebote zu begegnen und für ein Leben in unserer Gemeinschaft wiederzugewinnen. Darum sollte es uns als Gesellschaft und insbesondere in der Sozialen Arbeit gehen. Dabei ist nicht aus dem Blickfeld geraten, dass unterschiedliche kulturelle und religiöse Hintergründe nicht nur zu respektieren, sondern v.a. sehr bereichernd sind. Die schauspielerischen Leistungen im Einzelnen und auch als Kollektiv haben mich beeindruckt, v.a. wie Lautstärke, Auf- und Abregung immer wieder in eine gute Balance gebracht wurden. Koordinator einer Offenen Ganztagsschule an einer Förderschule
Wir möchten uns herzlich für die Info und die Durchführung des Theaterstückes bedanken. Wie Sie ja bereits an der Aufmerksamkeit der Schüler während des Theaterstückes gemerkt haben, war die Darbietung ausgezeichnet für unsere ca. 90 Schüler des 9. Schuljahres der Gesamtschule. Wir haben bis zur Mittagsfreizeit die verbleibende Unterrichtszeit noch genutzt, um mit den Schülern die Veranstaltung bzw. die Thematik nachzubereiten. Die Resonanz war durchweg positiv. Gerne sind wir interessiert an weiteren Veranstaltungen. Gesamtschullehrerin
Wir alle fanden das Stück sehr gut und sehr bewegend! Besonders hervorgehoben wurde von den Jugendlichen, dass das Klischee nicht bedient wurde, in dem ‚Paul‘ – die Rolle dessen, der sich radikalisiert, spielt… und eben nicht Cem. Auch wurde gesagt, dass man dieser Situation so in der realen Welt ja auch wirklich begegnen kann – also dass die Jugendlichen der gespielten Situation nah waren, diese nachvollziehen konnten. Das ist besonders wertvoll – weil so klar wird, dass sie damit auch wirklich was anfangen und etwas mitnehmen können und es nicht nur um Theater anschauen ging. Dabei war sicher neben der Art wie die Schauspieler (ganz großartig!!) gespielt haben ebenso die Einbeziehung der Zuschauer von Bedeutung. Unsere syrischen Jugendlichen haben nicht alles wortwörtlich verstanden, aber durchaus die Thematik und fanden es auch sehr gut. KOT-Leiterin
Mir und meinen Kollegen hat es sehr gut gefallen, die Schauspieler haben tolle Arbeit geleistet und es war sehr mutig, wie das Stück aufgezogen war. Von den Schülern kam auch viel positives Feedback. Förderschullehrerin
Meine Klasse 9a war überwiegend positiv überrascht von dem Stück, da viele etwas ganz anderes erwartet hatten – klassisches Theater eben, so wie die Schüler es z.B. von den GRETA-Aufführungen kannten. Das Thema sprach viele Schüler an und wir haben noch am kommenden Tag in der Klasse diskutiert und werden voraussichtlich auch die Mappe nutzen, um weiter am Thema zu arbeiten. Leider folgte nach der Aufführung sofort das Praktikum. Fast alle Schüler wünschten sich weitere Aufführungen in einem solchen Umfeld außerhalb von Schule. Wir freuen uns schon jetzt, wenn es weitere Aufführungen geben sollte. Hauptschullehrer
… Diejenigen, die mit den SchauspielerInnen in Kontakt getreten sind, haben davon noch lange gesprochen und waren auch sehr stolz, dass die Schauspieler auch noch im Stillen ein paar Worte mit ihnen gewechselt haben.
Dabei finde ich es besonders interessant, dass zwei eigentlich recht lernschwache Schüler darunter waren, es war sehr schön zu sehen, wie präsent sie sich eingeklinkt haben. Die Schülerin, die es auf den Punkt brachte, dass es Johanna um Freiheit ging, ist von dem Thema aus persönlichen Hintergründen heraus sehr angesprochen und hat hier sicher eine weitere wichtige Erfahrung gesammelt.
Wir werden den Ethikunterricht nutzen, um noch weiterhin an dem Thema anzuknüpfen und die Persönlichkeitsentwicklung mit allen Schattenseiten genauer zu reflektieren. … Förderschullehrerin
Aachen, den 31.10.2016
Sandra Jansen, Leiterin